Von der Pflicht: Eine Betrachtung

Von der Pflicht: Eine Betrachtung

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  • Create Date:2021-04-13 04:50:58
  • Update Date:2025-09-06
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  • Author:Richard David Precht
  • ISBN:3442316391
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Summary

Ein dringend notwendiger Weckruf von Deutschlands bekanntestem Philosophen

In den Jahren 2020 und 2021, der Zeit der Covid-19-Pandemie, ereignete sich ein bemerkenswertes Schauspiel。 Während der weitaus größte Teil der Menschen Empathie mit den Schwachen und besonders Gefährdeten zeigte, entpflichtete sich eine Minderheit davon und rebellierte gegen die staatlichen Maßnahmen zum Schutz der Gesundheit aller Bürger。
Für Richard David Precht ein Anlass, darüber nachzudenken, was eigentlich die Pflicht des Fürsorge- und Vorsorgestaates gegenüber seinen Bürgern ist und was die Pflicht seiner Bürger。 Was schulden wir dem Staat und was sind die Rechte der Anderen auf uns? Die Frage führt ein Dilemma vor Augen: Auf der einen Seite sind wir darauf konditioniert, egoistische Konsumenten zu sein。 Und auf der anderen Seite braucht der Staat zu seinem Funktionieren genau das Gegenteil, nämlich solidarische Staatsbürger。 Könnte es da nicht hilfreich sein, das Pflichtgefühl der Bürger in der liberalen Demokratie durch zwei Pflichtjahre zu stärken? Eines nach dem Schulabschluss und eines beim Eintritt in die Rente, um allen Bürgern die Möglichkeit zu geben, sich selbst in der Pflicht gegenüber dem Staat und auch gegenüber anderen zu erfahren?

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Reviews

Frank

Fulminates Essay über Pflichtethik und die Gründe für einen missverstandenen "Widerstand" gegen die Corona- Maßnahmen。 Precht zeigt, wie überbordender Konsumismus und das Abrücken von einer Leistungs- hin zu einer Erfolgsgesellschaft, die notwendig das EGO ins Zentrum der Anerkennung wie der (Selbst-)Bewunderung stellt, Entsolidarisierung nach sich ziehen。 Während der liberale Sozialstaat seine Pflicht zu positiver "Biopolitik" (Foucault), also zu einem an der Kantischen Ethik orientierten Schut Fulminates Essay über Pflichtethik und die Gründe für einen missverstandenen "Widerstand" gegen die Corona- Maßnahmen。 Precht zeigt, wie überbordender Konsumismus und das Abrücken von einer Leistungs- hin zu einer Erfolgsgesellschaft, die notwendig das EGO ins Zentrum der Anerkennung wie der (Selbst-)Bewunderung stellt, Entsolidarisierung nach sich ziehen。 Während der liberale Sozialstaat seine Pflicht zu positiver "Biopolitik" (Foucault), also zu einem an der Kantischen Ethik orientierten Schutz eines jeden individuellen Lebens nachkommt, vertreten seine leerdenkenden Gegner eine andere Art von Biopolitik, die erklärt, warum sie widerstandslos an der Seite von Nazis mitlaufen。 Sie teilen vielleicht nicht deren Äußeres und Gestus, sind aber wie diese davon überzeugt, dass der "Auslese" sowohl in wirtschaftlicher (Konkurrenz) als auch in gesundheitlicher Hinsicht Priorität vor solidarischem Miteinander einzuräumen wäre。 Precht mach auf den Widerspruch aufmerksam, der darin besteht, dass der liberale Sozialstaat seine Grundlagen nicht schaffen, sondern nur voraussetzen kann。 Das meint, dass ein gewisses Maß an Solidarität und Übereinstimmung mit Verfassungsgrundsätzen notwendig ist, da allenfalls aus dem libertären Staat eine Diktatur werden muss。 Was aber tun, wenn die Gemeinwohlorientierung (Pflicht!) ab- und der (Wirtschafts-) Egoismus zunehmen? Am Ende des Essays wiederholt Precht altbekannte Vorschläge zum Bedingungslosen Grundeinkommen und zu einem sozialen Pflichtjahr sowohl für Schulabgänger als auch für Menschen, die in die Rente eintreten。 Zweifellos eine originelle Idee, deren juristische und Akzeptanzprobleme sie allerdings ins Reich der Utopie verweisen。 Utopien sind notwendig und nicht an sich zu kritisieren, aber hier liegen sie nicht wirklich ausgearbeitet vor。 Aus diesem Grund halte ich den Text, der ansonsten Wohlbekanntes in Prechtscher Zuspitzung enthält und also durchaus lesenswert ist, nicht für ganz gelungen。 Schade sowieso, dass ihn wieder nur Leute lesen werden, die der Autor eh nicht überzeugen muss。 Aber das ist die allgemeine Schwäche intellektueller Aufklärung。 Was tun? 。。。more

Franziska

Der letzte Precht ist noch nicht ganz trocken, schon kommt der nächste, doch Philosophen haben immer eine Meinung und das ist gut so。 Für viele auch umstritten, mag jeder für sich selbst beurteilen, doch die Frage zu stellen, welche Pflichten ein Bürger in Deutschland heute noch hat und was zum Teil erwartet wird, ist in dem Essay gut ausgearbeitet。 Wie kommt es zu den „Querdenkern“ und wer macht unter deren Deckmantel alles mit。 Aktuell。 Gesellschaftspolitisch。 Philosophisch。

Jannik Faierson

Wow。 Was für eine kluge Beobachtung, Analyse und Reflektion unserer derzeitigen Gesellschaft。 Jeder einzelne Satz trifft hierbei ins Schwarze und das erste (Hör)Buch bei dem alle paar Minuten ein "Ja,genau!" meine Lippen verlassen hat。 Ausgehend von der momentanen Pandemielage betrachtet Precht die Rolle des Staates und seiner Bürger im Verhältnis。 Er legitimiert durch eine vielseitige und wasserdichte Argumentation die Eingriffe des Staates und führt jedes Argument der "Querdenker" ad absurdum。 Wow。 Was für eine kluge Beobachtung, Analyse und Reflektion unserer derzeitigen Gesellschaft。 Jeder einzelne Satz trifft hierbei ins Schwarze und das erste (Hör)Buch bei dem alle paar Minuten ein "Ja,genau!" meine Lippen verlassen hat。 Ausgehend von der momentanen Pandemielage betrachtet Precht die Rolle des Staates und seiner Bürger im Verhältnis。 Er legitimiert durch eine vielseitige und wasserdichte Argumentation die Eingriffe des Staates und führt jedes Argument der "Querdenker" ad absurdum。 Ausgehend von der Überlegung der Bio-Politik führt uns Precht ein weitaus größeres Problem vor Augen: der sich zuspitzende Konflikt zwischen egoistischem Erfolgs-Kapitalismus und den Bedürfnissen liberaler Demokratien nach Empathie und Gemeinsinn ihrer Bürger。 Dabei weicht eine faire Leistungsgesellschaft einem durchtriebenen und stets nach dem eigenen Vorteil getrimmten Alle-gegen-Alle Prinzip。 Wie Precht sagt, sind die Menschen lieber unmoralisch und egoistisch, anstatt die Dummen (Unvorteilhaften) zu sein。 Seine abschließende Idee nach einem sozialen Pflichtjahr, für jung UND alt, ist durch eine lückenlose Argumentation und der Antizipation und Entkräftung vieler Gegenstimmen abgedeckt。 Prechts analytische Fähigkeiten, die Gesellschaft zu betrachten und die richtigen Schlüsse zu ziehen, beeindruckt mich zutiefst。 Aber das ist noch lange nicht alles。 Die Art und Weise WIE er es zu vermitteln weiß, übersteigt alle Erwartungen。 Sein Stil ist lebhaft, in einem ständigen Wandel zwischen anspruchsvoller Terminologie mit tatsächlicher inhaltlicher Tiefe, kreativen Wortneuschöpfungen, dem klugen Einsatz von Anglizismen, sowie spontanen umgangssprachlichen und vereinzelten anstößigen Bemerkungen, um Missstände klar zu ächten。 Dadurch sind seine Ausführungen sowohl auf Anhieb verständlich als auch für weitere ausführlichere Auseinandersetzungen prädestiniert。 Das Hörbuch habe ich fast an einem Stück durchgehört, jedoch werde ich ebenso das physische Buch auf meine Liste setzen und diesen Sommer genau studieren, um eine noch präzisere und umfassende Rezension zu schreiben, welche diesem Werk würdig ist。 。。。more